Über 120.000 Klicks habe die Rede von Britta Connemann bei youtube erreicht, die sie im T-Shirt mit der Aufschrift „Bauerkind“ am 10. September 2019 im Deutschen Bundestag gehalten hat, mit diesen Worten eröffnet CDU-Ortsverbandsvorsitzender Andreas Vortmann den politischen Aschermittwoch der CDU in Dorsten. Erst seit kurzem ist der frisch renovierte Saal der Gaststätte Maas-Timpert wieder eröffnet, in welchem sich auch in diesem Jahr viele Mitglieder, Freunde und Polit-Prominenz zum alljährlichen Aschermittwochs-Kehraus zusammengefunden haben.
Die stellv. Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion „ick bin aut Friesland, Wahlkreis Unterems, da wo dä Hering herkümmt, den ihr hüte esst“ knüpft mit ihrer plattdeutschen Einleitung sofort den Faden zum Publikum. Aus mehreren Kehlen antworten ihr Zuhörerinnen auf Platt und ab da ist das Eis gebrochen. Gitta Connemann, sie stammt aus einer landwirtschaftlichen Familie, erinnert zunächst an die vielen Erfolge der Bundesregierung, von der geringen Arbeitslosigkeit bis zum lang andauernden Wirtschaftswachstum, spart aber auch nicht mit Selbstkritik an der aktuellen Außendarstellung der Union. Ihr Rat an die eigene Partei lautet: „Weniger Personaldebatten, mehr inhaltliche Auseinandersetzungen, wie sonst sollen neue Vorsitzende überdauern können“. Hart ins Gericht geht sie aber nicht nur mit der eigenen Partei (weder in Thüringen noch in Hamburg übernehme die CDU-Führung vor Ort die politische Verantwortung für das angerichtete Desaster). Ob AfD (die AfD sei nicht bürgerlich, der geistige Nährboden für die schlimmen Gewalttaten von rechts werde durch Verrohung von Sprache mitbereitet) oder Linke (im Grundsatzprogramm der Linke stehe immer noch, die DDR war ein Sozialismusversuch, oder die Forderung nach Abschaffung und Verstaatlichung von Privateigentum), die CDU grenze sich zu beiden Rändern ab.
Auch die Grünen bekommen ihr Fett ab. Gitta Connemann: „Natur und Umweltschutz werden nicht gegen sondern nur mit der Landwirtschaft entwickelt“. Die von vielen Landwirten im täglichen Umgang erfahrene Ausgrenzung, ja Ächtung, sei inakzeptabel.
Die Sorge um die Erderwärmung oder der Arten- und Insektenschwund besorge Alt und Jung gleichermaßen. Beispiel Artensterben: „Für 26 Prozent des Artenschwundes trägt die Landwirtschaft die Verantwortung, für die verbleibenden 74 Prozent aber nicht. Die Welt wird jedes Jahr 2 Grad heller. Wenn nachts wieder öfter das Licht ausgemacht würde, hätten viele Insekten eine Chance zum Überleben“. Gitta Connemann setzt deutlich auf den technologischen Fortschritt (Klimawandel werde nicht durch Verbote sondern durch Wissenschaft gestaltet), ihr Vorbild ist ein Anreizsystem. Sie lobt die Arbeit der NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser, die sich deutlich von der ideologischen Politik des Grünen Vorgängerministers unterscheidet. Connemann: „Politik in der Landwirtschaft geht nur auf Augenhöhe mit den Landwirten“.
Als kurz vor Ende des rund 50 minütigen Vortrags ein Telefon deutlich hörbar im Saal klingelt, greift sie in die eigene Handtasche, schaut aufs Display und sagt entschuldigend ins Publikum: „Oh, das ist Norbert Röttgen. Der ist ja noch auf der Suche nach einer Frau.“
Mit großem Applaus dankt ihr das Publikum für ihren unterhaltsamen und humorvollen Beitrag. Andreas Vortmann verabschiedet die Niedersächsin mit einem westfälischen Präsentkorb und wünscht ihr viel Erfolg bei ihrem nächsten Einsatz. In 20 Minuten steht Britta Connemann beim politischen Aschermittwoch der CDU in Marl auf der Bühne.